Innovation Food: Erzählen Sie uns von der Entstehungsgeschichte Ihres Unternehmens ...
Marbella Hagmann: Es begann mit der Chilizucht, die mein Mann in Eigenanbau startete, und in der eigenen Küche, wo ich daraus meine Spezialitäten herstellte. Bekanntheit erlangten wir damit zuerst im persönlichen Umfeld, beispielsweise für Geburtstagsfeste.
Entscheidend für den Schritt zur eigentlichen Unternehmensgründung war mein Bruder. Er motivierte mich, meine ersten vier Produkte am so genannten «Koffermarkt» hier in Walenstadt zu zeigen – alles war in kurzer Zeit ausverkauft. Aus dieser positiven Erfahrung entwickelten sich mit der Zeit eine eigentliche Stammkundschaft. Ich begann, meine Spezialitäten nicht nur auf dem Koffermarkt hier in Walenstadt, sondern auch auf grösseren Märkten wie in Zürich und Winterthur anzubieten. Dort wurde ich von ersten Wiederverkäufern angesprochen, und wir fanden Eingang in die Regale verschiedener Verkaufskanäle.
Was unterscheidet Ihre Produkte von vergleichbaren Produkten?
Die wichtigste Besonderheit sind nach wie vor unsere eigenen Chili, die auch heute noch zu rund 60 Prozent aus unserem Garten stammen. Aus eigenem Anbau stammen zudem die meisten Gewürze. Ansonsten setzen wir bei der Beschaffung auf Regionalität bei allen Zutaten, die in der Schweiz erhältlich sind.
Unser Chili-Sortiment zeigt einen kulinarischkulturellen Querschnitt, der unsere Herkunft widerspiegelt. Meine Mutter stammt ursprünglich aus Trinidad und Tobago in der Karibik. Ich selber bin in Venezuela geboren und als Kind in die Schweiz gekommen, von wo mein Vater stammt. In unseren Küchentöpfen fliessen die Vorzüge dieser drei Traditionen mit ein und verschmelzen zur eigenständigen Identität unserer Spezialitäten.
… Und bezüglich der Herstellungsverfahren?
Ich kaufe alles selber ein und stelle alles selber her und bestelle keine Standardzutaten. Nur so kann ich meine eigenen Vorstellungen einbringen. Alle Verarbeitungsschritte erfolgen durch uns direkt, vom Rüsten der Zutaten über die eigentliche Herstellung bis zur Haltbarmachung, Abfüllung, Etikettierung und sachgerechter Einlagerung. Wir verzichten in der ganzen Produktion auf Zusatzstoffe und weitere Hilfsmittel. Nach Grossmutter Art setzen wir auf geschmackvolle Naturzutaten und für die Haltbarmachung auf Zucker, Salz, Essig und Oel.
Sauberkeit und das handwerkliche Wissen um die Lebensmittel-Haltbarmachung gehört selbstverständlich mit dazu. Alle meine Produkte sind dank diesem Know-how trotz Verzicht auf Zusatzstoffe mindestens acht Monate haltbar, bei Lagerung im Kühlschrank sechs Monate nach der Öffnung. Wir haben diese Abläufe und Eckdaten den Lebensmittel- Vollzugsbehörden vorgestellt und von dort die Bestätigung für unsere Produktionsweise erhalten.
Sind Biozertifizierung oder allgemein Labels eine Option?
Wir verarbeiten Biozutaten und haben die Option einer Biozertifizierung geprüft, jedoch darauf verzichtet, nicht zuletzt aus Kostengründen. Interessant wäre beispielsweise die Beteiligung an einem Regionallabel. Es bestehen bereits Kooperationen mit dem Ostschweizer Regionalprogramm Culinarium und der Slow-Food-Bewegung.
Welche Vermarktungskanäle stehen im Vordergrund?
Wir haben nach der Aufbauphase eine Standortbestimmung vorgenommen und entschieden, vollständig auf Wiederverkäufer zu verzichten, bis auf wenige Spezialfälle, bei denen wir wissen, dass eine konkrete Nachfrage durch unsere Stammkundschaft besteht. Ausschlaggebend für den Entscheid waren die Erfahrungen während der Pandemiezeit und der generell grosse Konkurrenz- und Margendruck. Gleichzeitig bestätigt sich der seit der Gründung vor mittlerweile 13 Jahren eigenständige Verkauf auf den Märkten als wichtigster Erfolgsfaktor. Die persönliche Präsenz beim Verkauf, der direkte Austausch mit der Möglichkeit der Degustation sind wichtig. Hier haben wir einen Vorteil gegenüber dem Detailhandel. Wir können unsere Spezialitäten direkt an die Frau und den Mann bringen.
Der Erfolg im Marktverkauf, auch auf Spezialmärkten im Herbst und auf Weihnachtsmärkten macht uns stolz. Wir setzen nun noch stärker auf diesen Vermarktungskanal. Gleichzeitig sind unsere Angebote natürlich auch online erhältlich.
Wie sieht es mit der Gastronomie aus?
Dafür sind wir grundsätzlich offen für entsprechende Kooperationen, vorausgesetzt, der Respekt für unsere besondere Produktqualität ist vorhanden und die entsprechende Zahlungsbereitschaft. Wir sind jedoch in der Gastronomie mit unserem eigenen Catering-Service aktiv. Dies bietet uns ergänzend zu den Märkten eine weitere Gelegenheit zum direkten Austausch mit der Kundschaft.
Sie bieten auch Kochkurse an …
Wie auf den Märkten und beim Catering können wir hier unsere Qualität und die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten unserer Produkte zeigen. Nicht immer muss es scharfe Gerichte geben. Wie haben immer eine Palette unseres Sortiments mit dabei. Unsere Kochkurse haben einen stark beratenden Charakter. Wir können auf die Fragen und Anliegen der Teilnehmenden eingehen und sie dabei unterstützen, die für sie passenden Einsatzmöglichkeiten zu entwickeln.
Vielen Dank für das Gespräch!