In den letzten Jahren erlebt Kokosöl eine Renaissance, vor allem wegen seiner gesundheitlichen Vorteile und seiner vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten. Je nach Raumtemperatur kann Kokosöl hart, weich oder flüssig sein. Es ist sehr hitzebeständig und ideal zum Frittieren und scharf Anbraten geeignet. Aber auch als Alternative zu Palmöl wird es oft eingesetzt, da es ähnliche technologische Eigenschaften hat. Bei der Entwicklung von palmfreien Füllfetten, Kuvertüren sowie Glasurmassen für die Schokoladen- und Süßwarenindustrie dient Kokosöl als strukturbildende Basis und erzeugt außerdem einen kühlenden Effekt im Mund. Veganen Alternativprodukten, beispielsweise pflanzlichem Frischkäse, verleiht es die nötige Härte und sorgt für einen angenehmen Schmelz.
Doch obwohl es für viele Zwecke verwendet wird, hat die Industrie immer noch Schwierigkeiten, hochwertiges Kokosöl in ausreichender Menge zu beschaffen. Aber was ist der Grund dafür? „Öle und Fette sind in Bezug auf Anbau und Transport immer mit Risiken verbunden“, sagt Michel Burla, Geschäftsführer von Nutriswiss. „Speziell bei Kokosöl muss man noch stärker auf eine kontrollierte Lieferkette achten als bei anderen Ölen. Das Rohmaterial ist durch die langen Transportwege einem großen Risiko ausgesetzt und auch die sozialen Verhältnisse der Produzenten in den Herkunftsländern haben einen bedeutenden Einfluss. Wir haben daher komplexe Qualitätsmaßnahmen eingerichtet, die ein hochwertiges Rohmaterial sicherstellen.“ Nutriswiss ist eine Ölraffinerie mit Sitz in der Schweiz, die sich auf die Veredelung und Modifikation von pflanzlichen und tierischen Fetten und Ölen spezialisiert hat.
Umweltkontamination – Gefahr für Kokosöl
Kokosöl wird aus dem weißen getrockneten Fruchtfleisch der Kokosnuss gewonnen, das auch „Kopra“ genannt wird. Wenn das Fruchtfleisch über Feuer getrocknet wird, können Rauchschadstoffe in das Öl gelangen, dass dann zu einem Lebensmittel veredelt werden soll. Burla: „Für Kokosöl gibt es in der EU und in der Schweiz eine Grenze von 20 ppb für vier schädliche polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), wobei Benzo(a)pyren nur maximal 2 ppb erreichen darf.“ Eine Untersuchung des Magazins Ökotest zeigte, dass selbst auch Bio-Kokosöle mit MOAH verunreinigt sein können. MOAH steht für Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons, also aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe, die potenziell krebserregend und erbgutverändernd sind. MOAH kann zum Beispiel durch Schmierfette, Abgase, Reifenabrieb oder Kunststoffschläuche bei der Herstellung oder durch Recyclingkarton und Druckfarben bei der Verpackung in das Kokosöl gelangen. Auch der Transportweg ist eine Gefahrenquelle für das Naturprodukt. Je länger und komplexer der Weg ist, desto mehr Kontaminanten kann das Rohöl aufnehmen. Durch offenes Umladen und Kontakt mit Leitungen, Luft und anderen Gütern können sich Schadstoffe im Rohmaterial anreichern. In normalen Logistikketten wird jedes Kilo Rohöl bis zu sechsmal umgeladen oder umgepumpt. Das Problem ist, dass im Seefrachtverkehr nur die letzten drei Vorladungen dokumentiert werden. So weiß man nicht, ob eine frühere Fracht zum Beispiel Schmierstoffe enthalten hat. Die Ladung und die Sauberkeit der Container sind dann nicht sicher. Um eine Verunreinigung zu vermeiden und sicherzustellen, dass die Produkte qualitativ hochwertig sind, setzt Nutriswiss auf ein streng überwachtes Supply Chain Management.
Eigenes Rohstoff-Sourcing für hochreine Öle
Die Schweizer Raffinerie geht einen eigenen und sehr aufwändigen Weg, um Qualität und Nachhaltigkeit bei der Beschaffung von Rohölen zu gewährleisten. Das Kokosöl von Nutriswiss kommt hauptsächlich aus Ländern im Westen und Südosten Afrikas und von langjährigen Vertragspartnern. Eigene Standards und Kontrollen sind Pflicht. „Nur die enge Zusammenarbeit und das Wissen über die Bedingungen vor Ort sind eine geeignete Basis für die Sicherung und Verbesserung der Kokosölqualität“, sagt Burla. Nutriswiss kooperiert eng mit gemeinnützigen Organisationen und unterstützt Aktivitäten, die wirtschaftliche Verbesserungen für die regionalen Partner anstreben. Dazu gehört auch der Besuch der Vertragspartner vor Ort, um sich einen Überblick zu verschaffen und die Standards zu kontrollieren. Burla: „Viele Kleinbauern und ihre Familien sind auf den Verkauf von Kokosnüssen angewiesen. Wir fühlen uns daher verantwortlich, die Situation vor Ort stetig zu verbessern.“
Die langfristige Zusammenarbeit erlaubt es, die Rohstoffqualität, die Erntetermine und teilweise auch die Rohstoffgestaltung zu beeinflussen. Die Rohware wird in eigenen ISO-Containern nach Food-Grade-Standard geladen, deren Sauberkeit von Nutriswiss geprüft wird. Die Container werden versiegelt, während des Transports verfolgt und erst im Schweizer Werk wieder geöffnet. Diese Vorgehensweise verhindert eine Verschmutzung der Rohstoffe vom Herkunftsland bis zur Verarbeitungsfabrik. Schon bei der Füllung in die Container wird die Rohware beprobt und dann im Schweizer-Qualitätslabor getestet.
Reinigung für höchste Qualität
Im Werk werden die Proben der gelieferten Rohöle zuerst im Labor untersucht, um die optimale Prozessfolge festzulegen und zu testen. Die Analysen liefern ein genaues Bild der Kontamination. Daraus wird ein umfangreiches Fettkennzahlenprofil erstellt, das die passenden und möglichst schonenden Raffinationsverfahren bestimmt. Wie genau das Profil eines Öls verändert wird oder ob ein Spezialblend entwickelt wird, hängt stark von der jeweiligen Anwendung ab. Im Gegensatz zur traditionellen Pflanzenölraffination verzichtet Nutriswiss auf zeit- und temperaturintensive Verfahren, die auch nur bedingt MOSH/MOAH, oder auch Pestizide entfernen oder reduzieren können. Stattdessen setzt das Unternehmen auf eine physikalische Behandlung mit moderner Destillationstechnik und anschließender schonender Desodorierung. Auf diese Weise wird die Bildung von Prozesskontaminanten minimiert, während Pestizide, MOSH/MOAH, PAK und Weichmacher wie DEHP deutlich reduziert werden. Gleichzeitig schützt diese Vorgehensweise wertvolle Inhaltsstoffe. Zum Abschluss erhalten die Kunden ein Protokoll, das die Qualitätsunterschiede zwischen den Eingangswerten und denen des Endprodukts genau dokumentiert.
Burla fasst zusammen: „Es ist wichtig, Verschmutzungen und Rückstände aus Ölen zu entfernen, die Eigenschaften zu verbessern und die Rohstoffe nachhaltig zu beschaffen. Gleichzeitig müssen sowohl die Verbraucherwünsche als auch die gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden.“ Hersteller können das von Nutriswiss importierte und aufbereitete Öl direkt kaufen. Außerdem ist es möglich, selbst bereitgestelltes Öl in Lohnraffination und -fertigung verarbeiten zu lassen.