Andrea Hüsser befasst sich seit Jahren beruflich mit der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit der Kakao-Wertschöpfungskette. Zusammen mit weiteren Mitstreiterinnen hat sie den «Good Chocolate Hub» aufgebaut. Die Organisation schafft Verbindungen: Zwischen der Kakao-Produktion und dem Schokolade-Konsum, zwischen Genuss und verantwortungsvollem Handeln sowie zwischen Nahrung und Politik.
«Mit dem Good Chocolate Hub möchte ich die Kraft, die Ideen und den Schwung für positive Veränderung in der typischerweise konfliktiven Produktionskette potenzieren», betont Andrea Hüsser und ergänzt: «Die Menschen sollen wissen, was in welcher Schoggi steckt. Wir wollen Schoggijobs für alle AkteurInnen im Produktionssystem der Schokolade schaffen. Wir sind überzeugt, dass eine ehrliche und redliche Schokoladeproduktion zukunftsfähig und möglich ist!»
Schoggifestival Co-Leiterin Andrea Thurner ist auch Gründerin von the small batch project, einem Onlineshop für craft chocolate aus aller Welt, hat am International Institute for Cacao and Chocolate Tasting als «Certified Chocolate Taster» abgeschlossen und verfügt zudem über einen Master of Science in Umweltsozialwissenschaften. Sie weist auf die Bedeutung der Geschmacksbildung hin: «Wir haben in den letzten Jahrzenten unseren Gaumen immer mehr an einen einzigen standardisierten (Schokoladen)-Geschmack gewöhnt. Diese Standardisierung führt nicht nur zu einem Verlust einer komplexen Geschmackswelt, sondern auch zum Verlust der Biodiversität vor Ort.»
Erst wenn unser Geschmackssinn wieder die unterschiedlichen Kakaosorten und Anbauarten unterscheiden könne, seien die Voraussetzungen gegeben, diese Sorten aktiv zu bewahren. «Wir suchen nach ausgewählten Schokoladen-Projekten, die soziale, umwelttechnische, aber auch geschmackliche neue innovative Lösungen in die Praxis umsetzen, wie etwa mit dem Bean-to-bar-Verfahren.»
Erfolgreiches erstes Schoggifestival
Als Co-Gesamtprojektleiterinnen sind Andrea Hüsser und Andrea Thurner hauptverantwortlich für die ursprünglich im Frühling 2020 geplante erstmalige Durchführung des «Schoggifestival ehrundredlich». Nachdem das Schoggifestival pandemiebedingt zwei Jahre lang auf die Lancierung warten musste, fiel der Entscheid zur Durchführung doch recht spontan, erzählt Andrea Hüsser: «Für die Planung blieben etwa sechs Wochen – für uns und für die Ausstellerinnen und Aussteller. Das Schoggifestival war eine Ehre an die Schokolade, den Kakao und die Menschen, die dahinterstehen vonseiten der vielen, vielen Besucherinnen und Besucher.» Am Schoggi-Markt wurde rege degustiert und über Herkunft sowie Social Impact diskutiert. Die Filme über neue Ansätze in der Schokoladenwelt führten zu fruchtbaren Gesprächen, der KakaoTalk mit den geladenen Gästen und die ausgewählten Präsentationen wurden mit Interesse verfolgt. Zwischendurch hat die feine Schokolade mit den vielsagenden Kakaobohnen um ihren Platz gebangt, genauso wie manche Kinder in der Schoggi-Werkstatt und an den Lesungen.
Ziel: Ehrliche und redliche Schoggi
«Wir wollen gerne mehr ehrliche und redliche Schoggi», fasst Andrea Hüsser die Zielsetzungen zusammen. Die Schokoladeindustrie kämpfe seit Jahrzehnten mit Menschenrechtsverletzungen und Abholzungsproblemen in der Kakaowertschöpfungskette. Als möglicher Grund sieht sie die Grösse und Marktmacht der Industrieplayer, um sich grundlegend verändern zu können. Die seit wenigen Jahren welt- und schweizweit aktive Schoggibewegung könne hier einen Gegentrend anschieben. Dazu gehören die innovativen neuen Bean-to-Bar-Chocolate-Makers, Social Enterprises, Direct-Trade-Organisationen, NGOs und Wissenschafter:innen. «Sie bringen die Menschen, die den Kakao für die Schoggi liefern, den Konsumenten, den Bürgerinnen und der Politik näher, geben der Produktionskette eine Persönlichkeit und schaffen damit Verantwortung», gibt sich Hüsser zuversichtlich. Eine Verantwortung, die am Ende jedoch von der Politik mitgetragen werden müsse.
Schoggifestival als Zukunfts-Netzwerk
Die beiden Organisatorinnen sind sich einig: «Die Mitwirkenden des Schoggifestivals brachten uns viel Kraft für Veränderung und Genuss. Darauf wollen wir aufbauen.» Niemand habe die ultimative Lösung für die prekäre Situation in der Produktionskette von Kakao. Das «Schoggifestival ehrundredlich» soll dafür künftig ein wichtiges Instrument sein und dabei auch vermehrt Verbindungen schaffen zwischen den verschiedenen kleinen Aktiven der Schweizer Schoggibewegung.