Durch den Einsatz von Industrierobotern könnte die Fleischindustrie vom technologischen Fortschritt profitieren, der von der Automobil- und Elektrotechnikindustrie vorangetrieben wird. Der Roboter ist schneller als die Arbeit von Hand, denn: Er braucht weder Pausen noch Urlaub und fällt auch nicht wegen Krankheit aus. Und der Mangel an Arbeitskräften, vor allem in wenig attraktiven Arbeitsumgebungen mit wiederkehrenden Aufgaben, treibt die Entwicklung und den Einsatz von Robotern weiter voran.
Doch noch gibt es Vorbehalte: zu langsam, zu platzraubend, ungeeignet für kalte und feuchte Umgebungen – so lauten die Einwände zumindest in Schlachthöfen. Dabei sind Roboter wartungsarm, gestaltet im Hygienic Design und ausgestattet mit passender Software zur Steuerung, Simulation, Visualisierung, Objekterkennung und vielem mehr. Ideale Voraussetzungen für den Kontakt mit Lebensmitteln, zumal sie durch ihre Vielseitigkeit auch erhebliche Produktivitätsgewinne versprechen. Roboter können schneiden, verpacken, umhüllen, sortieren, aufnehmen und platzieren. Es gibt einen fliessenden Übergang zwischen konventionellen Maschinen und solchen mit integrierter Robotertechnik.
Das „Danish Technological Institute“ forscht an multifunktionalen Roboterarbeitszellen, die die Linienproduktion ablösen und mittelfristig den ganzen Prozessverlauf revolutionieren könnten. Die Roboterzelle soll selbständig mit Hilfe von KI in verschiedenen Arbeitsschritten Schweinehälften verarbeiten. Das geschieht in möglichst vielen Arbeitsgängen auf einmal anstelle von kleinen Arbeitsgängen hintereinander. Verschiedene Produktionen können parallel laufen, wodurch ein starker Produktmix ermöglicht wird, ohne die Einschränkungen einer Linienproduktion. Erste Prototypen der Roboterzellen sollen bis Ende 2022 anwendbar sein. So wird in naher Zukunft auch in der Fleischindustrie Einzug halten, was in anderen Industriebereichen längst Realität ist: Der Mensch kontrolliert und steuert, Roboter übernehmen alle manuellen Tätigkeiten.
Nur drei Prozent der Roboter werden an die Lebensmittelindustrie verkauft. Von daher ist der Automatisierungsgrad, verglichen mit anderen Branchen, immer noch gering, es gibt viel Luft nach oben. In den Bereichen Kontrolle, Inspektion, Rückverfolgung und Qualitätssicherung sind die gesetzlichen Anforderungen allerdings so hoch, dass sie der Mensch als Kontrollinstanz in der industriellen Produktion nicht mehr zuverlässig erfüllen kann. Deshalb kommen automatische Inspektionssysteme zum Einsatz, um beispielsweise Barcodes oder Produkte auf Fremdkörper hin zu überprüfen. Sie arbeiten schnell, präzise und dauerhaft zuverlässig. Die Inspektionssysteme reichen von einfachen Sensoren bis hin zu intelligenten, also selbst lernenden Kamerasystemen. Hier verschmelzen Automatisierung und Digitalisierung. Das eine funktioniert nicht ohne das andere. (Messe Frankfurt)