Der Schweizer Detailhandel ist der wichtigste Absatzkanal für die Schweizer Landwirtschaft. Mit der neu erstellten Infografik schafft der Fachbereich Marktanalysen des Bundesamts für Landwirtschaft für das Jahr 2020 erstmals einen detaillierten Gesamtüberblick über die Lebensmittelausgaben im stationären Schweizer Detailhandel. Die Angaben basieren dabei auf Auswertungen der Detailhandelspanels von Nielsen Schweiz und demografischen Angaben des Bundesamts für Statistik.
Zwei Perspektiven: Gesamtmarkt und Privathaushalt
Die Infografik stellt die Ausgaben für Lebensmittel auf zwei Ebenen dar – einer Gesamtmarktebene sowie einer Haushaltsebene. Beim Gesamtmarkt werden die Lebensmittelausgaben ausgehend von den Umsätzen im Schweizer Detailhandel nach Verkaufskanal, Produktionsart, Produktsegment und Produktgruppe in relativen und absoluten Werten gezeigt. In der Haushaltsebene werden diese Umsätze auf einen durchschnittlichen Privathaushalt in der Schweiz heruntergebrochen. Das symbolisierte Kassenband in der Mitte der Infografik bildet den Übergang von der Gesamtmarkt- zur Haushaltsebene.
Hoher Marktanteil von tierischen Produkten
Im Detail zeigt die Infografik, welchen Umsatz die Detailhändler mit jenen Lebensmitteln erzielten, die einen näheren Bezug zur Schweizer Landwirtschaft aufweisen. Dazu gehören beispielsweise die Warengruppen Fleisch, Milch, Eier, Früchte oder Gemüse inkl. Kartoffeln. Mit einem Umsatz von 10,6 Mrd. CHF betrug der Anteil der tierischen Produkte am gesamten Detailhandelsumsatz mit Lebensmitteln 35,6 Prozent. Früchte, Gemüse und Kartoffeln erreichten bei einem Umsatz von 4,1 Milliarden einen Anteil von 13,7 Prozent.
Die Daten zeigen ausserdem, dass ein Privathaushalt im Jahr 2020 durchschnittlich 820 Franken für Bio-Lebensmittel im Schweizer Detailhandel ausgab. Damit entfiel mehr als jeder zehnte Franken auf ein biologisch produziertes Produkt. Besonders beliebt waren Bio-Eier, die bei 118 CHF Haushaltsausgaben mit 33 CHF einen Anteil von 28,0 Prozent erreichten.
Schweizer kaufen Lebensmittel am liebsten im klassischen Detailhandel
Der klassische Detailhandel geniesst in der Schweiz einen hohen Stellenwert. 77 Prozent der Lebensmittelausgaben tätigten Einwohnerinnen und Einwohner in der Schweiz im klassischen Detailhandel. Umgerechnet erzielten Migros, Coop, Volg und Co. einen Lebensmittelumsatz von 22,9 Mrd. CHF. Die Discounter erreichten insgesamt einen Umsatzanteil von 17 Prozent und knackten damit die 5-Mrd.-Grenze. Im Fachhandel und an den Tankstellen wurde mit 1,8 Mrd. CHF ein Umsatzanteil von 6 Prozent erzielt.
Kinderlose Haushalte kaufen mehr Gemüse, Westschweizer mehr Fisch
Auch regionale Unterschiede bringt die Auswertung hervor. So gaben Westschweizer Haushalte 4,0 Prozent ihrer Lebensmittelausgaben für Fisch aus, während es in der Deutschschweiz 2,1 Prozent waren. In städtischen Gebieten kauften Haushalte weniger Fleisch und Milch als in ländlichen Regionen. Während Familienhaushalte mit Kindern höhere Ausgabenanteile bei Fleisch vorwiesen, gaben kinderlose Haushalte proportional mehr Geld für Gemüse und alkoholische Getränke aus.
Conradin Bolliger, Leiter Fachbereich Marktanalysen (Bundesamt für Landwirtschaft BLW)
Cornel Herrmann, Stellvertretender Leiter Fachbereich Marktanalysen (Bundesamt für Landwirtschaft BLW)