Brotgetreide
Die Brotweizenfläche wird für die Ernte 2020 im Vergleich zu den Vorjahren um rund 2‘300 ha tiefer eingeschätzt. Die Dinkelfläche dürfte leicht höher und die Roggenfläche leicht tiefer ausfallen. Erstmals separat ausgewiesen wird der Hartweizen, dessen Fläche anhand der stark angestiegenen Saatgutverkäufe auf 400 Hektaren geschätzt wird. Bis anhin war die Hartweizenfläche Teil der Summe der Brotweizenfläche.
Bei den Anteilen der Qualitätsklassen von Brotweizen nimmt die Klasse I zu Gunsten der anderen Klassen ab. Den grössten Anteil weist nach wie vor die Klasse Top mit 53.1% (2019: 51.6%) auf, gefolgt von der Klasse I mit 28.9% (2019: 33.2%) sowie der Klasse II mit 17.3% (2019: 14.7%). Beim Brotweizen liegt weiterhin die TOP-Sorte CH Nara mit einem Anteil von 17.0% (2019: 19.4%) am Brotweizen-Saatgut und einem Anteil von 31.1% (2019: 37.4%) in der Klasse TOP auf dem ersten Platz. Montalbano ist in der Klasse TOP neu die Nummer zwei anstelle von CH Claro. An der Spitze der Klasse I behauptet sich Hanswin mit einem Anteil von 9.9% am Brotweizen-Saatgut und von 34.9% an der Klasse I. Somit stehen 2020 auf jedem dritten Feld der Klasse TOP resp. der Klasse I die Sorten CH Nara resp. Hanswin.
Die Erntemenge an Brotgetreide 2020 wird unter der Annahme von mittleren Erträgen insgesamt auf knapp 460‘000 t geschätzt. Sie dürfte damit in der gleichen Grössenordnung liegen wie im vergangenen Jahr. Ein zurzeit noch nicht quantifizierbarer Teil davon kann bei der Ernte wegen Qualitätsmängeln voraussichtlich noch als nicht backfähig deklariert und im Futterkanal abgesetzt werden. In der geschätzten Brotgetreidemenge ist diese Menge aktuell noch enthalten.
Futtergetreide / Eiweisspflanzen
Beim Futterweizen wird die Anbaufläche aufgrund der um knapp 40% höheren Saatgutverkäufe um ca. 2‘700 ha höher eingeschätzt als im Vorjahr. Dieser Anstieg ist auf zwei Gründe zurückzuführen. Einerseits hat IP-Suisse ihre Brotweizenflächen gegenüber dem Vorjahr um 30% reduziert und empfiehlt als Alternative den Anbau von Futterweizen. Darüber hinaus ist der Futterweizen aufgrund der Nachfolgelösung „Schoggigesetz“ im Vergleich zum Brotweizen wirtschaftlich attraktiver geworden. Die Anbaufläche von Gerste wird im Vergleich zu 2019 um rund 2‘000 ha höher geschätzt. Hafer wird verglichen mit 2019 als stabil eingeschätzt. Eine leicht rückläufige Fläche wird bei Triticale erwartet. Die Anbaufläche von Körnermais kann erst zu einem späteren Zeitpunkt eingeschätzt werden.
Gesamthaft gesehen kann mit einer Futtergetreideernte von knapp 480‘000 t gerechnet werden. Darin nicht inbegriffen ist die allfällig nicht backfähige Menge an Brotgetreide, welche aktuell noch nicht quantifizierbar ist. Diese Menge ist abhängig vom Witterungsverlauf und den Erntebedingungen.
Die Fläche der Eiweisspflanzen 2020 kann gemäss den ersten Einschätzungen als stabil bezeichnet werden. Erwartet wird eine Erntemenge in der Grössenordnung des Vorjahres.
Ölsaaten
Beim Raps wird für 2020 von einer um ca. 1‘300 ha höheren Anbaufläche ausgegangen. Der Grund ist die Nachfrage nach dieser Kultur und die damit verbundenen höheren Zuteilungsmengen des SGPV. Aufgrund der Reduktion der Kontingente für Sonnenblumen wird eine tiefere Fläche als 2019 erwartet, sie wird auf 4‘200 Hektaren (- 29%) geschätzt. Die Prognose der Sojafläche ist zurzeit schwierig. Aktuell wird mit einer annähernd konstanten Fläche von 1‘750 Hektaren gerechnet. Aufgrund der neuen Richtlinien in der Bio-Fütterung wird jedoch eine Ausdehnung des Anbaus zur Futtermittelgewinnung erwartet. Die geschätzte Erntemenge der Ölsaaten liegt mit 104‘000 t – davon knapp 87‘000 t Raps – über den Vorjahresmengen.
Bei der Interpretation der Resultate gilt es zu beachten, dass die Schätzungen provisorisch sind und eine erste Prognose darstellen. Genaue Angaben zu den Saatgutverkäufen von Sommergetreide sind noch nicht enthalten. Präzisere Aussagen werden mit der Ernteschätzung Ende Mai möglich sein.
Ernteschätzungen von swiss granum
Swiss granum lässt vom Geschäftsbereich Agristat des Schweizer Bauernverbandes jeweils zwischen Februar und August mehrere Schätzungen der Anbauflächen und der Ernten von Getreide, Ölsaaten und Eiweisspflanzen vornehmen. Grundlagen der Schätzung bilden Saatgutverkäufe, Stichprobenerhebungen bei rund 1‘000 Getreide- und Ölsaatenproduzenten sowie die Ergebnisse der eidgenössischen Betriebsstrukturerhebung. Daneben werden weitere Parameter, wie etwa die klimatischen Bedingungen bei der Aussaat, die Saatgutrestposten oder die tatsächlich angebauten Flächen der vorangehenden Jahre bei den Schätzungen berücksichtigt.