In der Verpackungsbranche stehen zahlreiche Veränderungen an. Treibende Kräfte sind neue Vertriebskanäle (insbesondere online), neue Lieferkettenkonzepte (etwa Multichannel), wachsende Anforderungen an die Nachhaltigkeit sowie der Trend zu Individualisierung und Personalisierung. All dies erfordert neue Technologien und Materialien, so etwa der Digitaldruck.
In nur zwanzig Jahren ist er in praktisch jeden Bereich der Druckindustrie eingezogen. Selbst auf dem schwierigen Gebiet der Lebensmittelverpackungen, mit hohen Stückzahlen und strengen Regularien, gewinnt er an Boden. Nestlé sieht darin keine Modeerscheinung, sondern einen langfristigen Trend. Mehr noch: Digitaldruck ist eine wichtige Voraussetzung für grundlegendere Anpassungen in der Verpackungsindustrie.
Neben führenden Herstellern mit ausgefeilten Digitalisierungsstrategien treten immer wieder neue Akteure auf den Plan. Doch bei aller Dynamik bleibt das Angebot auch stark fragmentiert. In den kommenden Jahren dürfte sich der Markt konsolidieren, um gewachsenen Anforderungen und neuen Anwendungen noch besser zu begegnen. Zugleich ist zu beobachten, dass Druck und Industrie wieder zusammenfinden:
Digitaldruck als Teil komplexer Produktionsprozesse. Der Grund dafür heisst „Late Stage Customisation“, Individualisierung als letzter Fertigungsschritt. Gegenwärtig gibt es zwei Faktoren, die in Sachen Digitaldruck immer wichtiger werden: Nachhaltigkeit sowie Datenmanagement.
Die Produktionsprozesse, und damit auch die Druckproduktion, müssen umweltverträglicher werden. So hat Nestlé sich beispielsweise verpflichtet, ab 2025 ausschliesslich recyclingfähige oder wiederverwertbare Verpackungen einzusetzen. Zu diesem Zweck wurde das Nestlé Institute of Packaging Sciences gegründet, das gemeinsam mit Lieferanten und weiteren Partnern alternative Verpackungsmaterialien erforscht. Doch schon jetzt ist klar, dass diese Materialien, etwa Laminate auf Papierbasis, vergleichsweise schwache Barriereeigenschaften aufweisen werden.
Für den Druck birgt dies neue Herausforderungen. Trotz unbestrittener Fortschritte bei der Lebensmittelechtheit von Digitaldrucktinten werden gängige Digitaldrucklösungen – Druck, Tinte und Weiterverarbeitung – optimiert werden müssen, um den strengen Anforderungen an Lebensmittelverpackungen zu genügen. Weitere Aspekte, an denen noch gefeilt werden muss, sind Recyclingfähigkeit, Wiederverwertbarkeit und Kompostierbarkeit. Nachhaltigkeit wird zu einem immer wichtigeren Entscheidungskriterium. Darauf muss sich die Druckindustrie einstellen.
Der zweite Faktor, das Datenmanagement, hat mit der Variabilität der Drucke (Ausgabe) und des Drucks selber (Prozess) zu tun. Da sich im Digitaldruck jeder einzelne Ausdruck dynamisch mit variablen Daten versehen lässt, entstehen völlig neue Anforderungen an das Datenmanagement. Und so kommen wir wieder zur „Late Stage Customisation“. Individualisierung ganz zum Schluss bringt für den Verpackungsdruck eine gehörige Umstellung: Die bisher starre Lieferkette weicht einer vernetzten Produktion, bei der es durchaus vorkommt, dass diverse statische und variable Elemente eines Designs an unterschiedlichen Standorten gedruckt werden. Statt sämtliche Druck- und Weiterverarbeitungsprozesse an einen einzigen Akteur auszulagern, muss mit vielfältigen Lieferkettenoptionen gearbeitet werden, die auf unterschiedliche Produktvarianten, Geschäftsmodelle und Vertriebskanäle eingestellt sind. „Late Stage Customisation“ bringt eine neue Dimension von Flexibilität und Variabilität. Datenmanagement ist das A und O dabei.
Die Messe findet vom 20.-30.4.2021 in Düsseldorf statt. www.drupa.de