Die Corona-Krise hat die Verkäufe von Speisekartoffeln im Detailhandel deutlich steigen lassen. Laut der Branchenorganisation Swisspatat wurden im März rund 40 Prozent mehr Kartoffeln für den Frischkonsum abgepackt als im Vorjahresmonat. «Durch die Schliessung von Restaurants und Kantinen und die verbreitete Tätigkeit im Home Office ist der Ausser-Haus-Konsum von Kartoffeln drastisch zurückgegangen», sagt Swisspatat-Geschäftsführerin Christine Heller. Die meisten Mahlzeiten werden also zu Hause eingenommen, was zu einer Verschiebung von verarbeiteten Produkten hin zu frischen Kartoffeln geführt hat. Ein weiterer Grund für die gestiegene Nachfrage von Kartoffeln und Kartoffelprodukten seien die geschlossenen Grenzen und der dadurch unterbundene Einkaufstourismus, sagt Heller.
Deutliche höhere Nachfrage im Detailhandel
Die Detailhändler bestätigen die erhöhte Nachfrage nach Speisekartoffeln. «Zu Beginn des Coronavirus haben wir eine stark erhöhte Nachfrage nach Kartoffeln festgestellt», sagt Volg-Kommunikationsleiterin Tamara Scheibli. Die Situation habe sich inzwischen wieder beruhigt. Die Nachfrage sei aber weiterhin erhöht und bewege sich im gleichen Rahmen wie Gemüse, so Scheibli.
Auch Aldi Suisse hat eine erhöhte Nachfrage nach Kartoffeln festgestellt, wie Mediensprecher Philippe Vetterli sagt: «Die Nachfrage nach Obst und Gemüse ist generell seit dem Beginn der Corona-Krisen in unseren Filialen deutlich gestiegen – und somit auch die Nachfrage nach Kartoffeln.» Der gestiegene Bedarf lässt sich auch laut Vetterli unter anderem damit begründen, dass die Kundschaft aufgrund der Einschränkungen in der Gastronomie mehr zuhause selbst kocht.
«Wir spüren seit dem vergangenen Monat eine erhöhte Nachfrage nach bestimmten Produkten, hierzu zählen auch Kartoffeln», bestätigt Fabia Langendorf von der Coop-Medienstelle. Ebenso die Migros, wo sich laut Mediensprecher Marcel Schlatter die Situation in den vergangenen Tagen wieder etwas beruhigt hat, die Nachfrage nach Kartoffeln aber weiterhin überdurchschnittlich hoch ist. Swisspatat hat derweil ein Zusatzimportkontingent beantragt, um die Versorgung der Schweiz mit Kartoffeln sicherzustellen.
Auswirkungen hat die aktuelle Situation auch auf die verarbeiteten Kartoffelprodukte. Laut der Swiss Convenience Food Association (SCFA) ist es zu früh, um die Auswirkungen der Corona-Krise zu beurteilen. Es liessen sich allerdings Tendenzen erkennen, sagt Urs Reinhard, Geschäftsführer der SCFA. Bei den Pommes Frites bricht bis zu 75 Prozent des Umsatzes weg. Grund ist die die wegfallende Gastronomie. «Das kann der Detailhandel nicht auffangen», sagt Reinhard. «Natürlich hoffen wir aber, dass die Konsumenten sich ihren Pommes-Hunger etwas mit Ofen-Frites stillen».
Ganz anders präsentiert sich die Lage bei den Pommes Chips, deren Absatz laut Reinhard im zweistelligen Prozentbereich zugelegt hat. Als Gründe nennt er das schöne Frühlingswetter sowie die lange Haltbarkeit der Chips, was sie für Vorräte geeignet macht. Bei der Fertig-Rösti gab es zunächst eine starke Nachfrage. Nachdem die Privathaushalte die Lager aufgestockt hatten, sei es nun bei der Rösti wieder zu einer Normalisierung gekommen, so der SCFA-Geschäftsführer. Laut Christine Heller werden die für die Pommes-Produktion vorgesehenen Kartoffeln, die noch an Lager liegen, verarbeitet oder in den Detailhandel umgeleitet, wenn sie dort abgesetzt werden können. Es werden nun keine Ergänzungsimporte für die Frites-Herstellung getätigt. (LID)