Das Ziel der BLW-Marktbeobachtung liegt darin, die Markttransparenz zu erhöhen und langfristige Entwicklungen aufzuzeigen. Dazu werden v.a. die Preise entlang der Wertsch.pfungsketten erhoben und ausgewiesen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse sollen den beteiligten Akteuren hilfreiche Informationen zu Marktentwicklungen und Marktmechanismen liefern.
Obwohl die Ausgaben für Nahrungsmittel in der Schweiz gemäss BfS nur rund 20% der gesamten Konsumausgaben ausmachen (12% ohne Verpflegung ausser Haus), haben Lebensmittel aufgrund ihrer Wichtigkeit eine grosse gesellschaftliche Bedeutung. Die konkrete Preisbildung im Lebensmittelbereich hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Entlang der verschiedenen Handelsstufen landwirtschaftliche Produktion, Lagerhaltung, Verarbeitung und Handel wirken diverse Einflussfaktoren auf die Preisbildung wie beispielsweise Übermengen, klimatische Bedingungen, internationale Rohstoffpreisentwicklungen, Marktkonzentration (vertikale und horizontale Integration), aber auch Lebensmittelskandale, Modeströmungen, Konsumverhalten, Bevölkerungsentwicklung usw. Mit periodischen Informationen in Form von Marktberichten und Marktzahlen zur Entwicklung von Preisen und Wertschöpfung über längere Zeiträume verbessert der Fachbereich Marktanalysen die Transparenz auf den wichtigsten politikbeeinflussten schweizerischen Agrarmärkten. Andere Aspekte, wie die Entwicklung von Mengen, Umsätzen, Angebot und Nachfrage sowie von Importen und Exporten, werden ebenfalls analysiert und dienen den Marktteilnehmern im Sinne der Markttransparenz als Orientierungshilfe.
Fleischumsätze erneut sinkend
Der Fleischbereich im Schweizer Detailhandel verzeichnete im vierten Jahr in Folge tiefere Absätze. Die steigenden Preise konnten die Absatzrückgänge allerdings kompensieren und führten zu einem insgesamt stabilen Umsatz. Der sich erholende Schweinemarkt bewirkte dabei einen Preisanstieg bei Charcuterie-Produkten. Der Trend hin zu einer vermehrten Nachfrage nach Pouletfleisch bleibt weiterhin bestehen. Auch der Konsum von Edelstücken ist in der Schweiz sehr beliebt.
Der Detailhandel hat im Schweizer Lebensmittelmarkt eine zentrale Bedeutung. Über die Hälfte des Fleischabsatzes läuft über diesen Kanal beim Verkauf an Endkonsumentinnen und Endkonsumenten (nachfolgend als Konsumenten bezeichnet). Im Jahr 2019 hat der Schweizer Detailhandel (inkl. Discounter und Fachhandel) 214 470 Tonnen Fleischprodukte (Frischfleisch und verarbeitete Fleischwaren) abgesetzt (ohne Fleisch als Zutat in Sandwiches, Saucen und Backwaren etc.). Im Vergleich zu 2018 entsprach dies einem Rückgang um rund 3000 Tonnen. Somit sank der Jahresabsatz des Detailhandels im Fleischbereich zum vierten Mal in Folge seit 2015. Der Umsatz aus dem Vorjahr konnte hingegen gehalten werden. Insgesamt bezahlten Konsumenten 4,57 Mia. Franken für Fleischprodukte im Detailhandel. Das sind 0,1 Prozent bzw. 4 Mio. Franken mehr als 2018. Durchschnittlich erhöhte sich der Preis pro Kilogramm Fleisch um 1,5 Prozent auf 21,3 Franken pro Kilogramm Verkaufsgewicht.
Leichter Anstieg des Milchpreises im Jahr 2019
Im Jahr 2019 erhöhte sich der Produzentenpreis für Milch in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 Prozent und betrug 64,24 Rp./kg. Über die letzten zehn Jahre entwickelten sich die Preise je nach Milchsorte unterschiedlich. Die Art der Verwertung, das Produktionsverfahren sowie die Marktlage im In- und Ausland zählen zu den Faktoren, die den Produzentenpreis für Milch beeinflussen. In den letzten drei Jahren erh.hte sich der Milchpreis und betrug im Jahr 2019 rund 64,24 Rp./kg, was gegenüber 2018 einer Steigerung um 0,36 Rp./kg entspricht. Nach einem Rückgang zwischen 2000 und 2007 verzeichnete der Produzentenpreis für Milch gesamtschweizerisch einen starken Anstieg und kletterte im Jahr 2008, einem durch die Rohstoffknappheit geprägten Jahr, auf 78,29 Rp./kg. Anschliessend ging der Preis zurück und erreichte 2016 seinen tiefsten Stand (60,64 Rp./kg). Erw.hnenswert ist, dass der Milchpreis im Jahr 2009, das durch die Aufhebung der Milchkontingentierung in der Schweiz nach einer 3-jährigen Übergangsphase und den weltweiten Rückgang der Preise für Milchprodukte gekennzeichnet war, einen starken Einbruch erlitt.
Schweizer Legehennen knacken die 1-Mia.-Grenze
Das Eierjahr 2019 war in mehrerlei Hinsicht ein Rekordjahr: höhere Produktion, stärkere Nachfrage, weiter wachsender Bioanteil. Und dies zu insgesamt h.heren Eierpreisen für die Produzenten. Die Nachfrage nach Importeiern blieb ebenfalls ungebrochen hoch. Schweizer Legehennen haben erstmalig mehr als eine Milliarde Eier gelegt. Die Kükenstatistik des Aviforum zeigt ausserdem, dass sowohl mehr Bio- wie auch mehr Nicht-Bio-Eier produziert wurden. Der Bio-Anteil in der gesamten Eierproduktion in der Schweiz erreichte mit 17,7 Prozent einen neuen Rekord. Rund 64 Prozent der gesamten Eierproduktion wurde 2019 von fünf nationalen Eierhändlern zentral gesammelt. Ein Grossteil geht dabei an den Schweizer Detailhandel. Die Umstellung des Sortiments im Schweizer Detailhandel hin zu mehr Freilandeiern zeigte dabei einen klaren Effekt in der Eierbeschaffung: Der Anteil gesammelter Bodenhaltungseier bei den nationalen Eierh.ndlern ist 2019 mit 14,4 Prozent erstmalig unter die 15-Prozent-Grenze gesunken. Zulegen konnten dafür sowohl Freiland- als auch Bioeier, welche zusammen über 85 Prozent der zentral gesammelten Eier ausmachen.
Clubäpfel – ein erfolgreiches Vermarktungskonzept?
Mit einem Jahresabsatz von ca. 60000 Tonnen gehören Äpfel zu den beliebtesten Früchten im Schweizer Detailhandel. Vor über 20 Jahren kamen als Produktions- und Vermarktungskonzept die Clubäpfel auf. Diese konnten sich seitdem stabile Marktanteile am Apfelabsatz von ca. 15 Prozent im Detailhandel erobern und sind mit über 20 verschiedenen Varianten am Markt vertreten. Von diesen kommt bisher keine an die Abs.tze der beliebtesten klassischen Sorten wie Gala, Braeburn oder Golden Delicious heran. Da Clubäpfel allerdings teurer sind als andere Sorten, erwirtschaften sie insgesamt rund ein Fünftel des Apfelumsatzes im Detailhandel. Ende der 90er-Jahre kamen bei den Äpfeln die sogenannten Clubäpfel bzw. Clubsorten auf. Das sind Äpfel, deren Handelsname markenrechtlich geschützt ist. Der Club legt die Produktions- und Vermarktungsregeln fest, beispielsweise wie viele Äpfel produziert werden, wie gross sie sein und wie sie farblich aussehen müssen oder wie die Äpfel verpackt und beworben werden. Nur Produzenten, die eine Lizenz erwerben, dürfen diese Apfelsorten unter dem Markennamen vertreiben. Mit der Lizenzgebühr werden Forschung und Marketing der entsprechenden Clubäpfel finanziert.
Bio-Preise 2019 – je nach Sortiment günstiger oder teurer
Im Jahr 2019 sind die Ausgaben für die Bio-Warenk.rbe Milch und Milchprodukte und Früchte im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Jene für die Bio-Warenkörbe Eier, Fleisch und Fleischprodukte, Gemüse sowie Kartoffeln sind dagegen gestiegen. Längerfristig – im Vergleich zum Jahr 2014 – sind die Ausgaben für die verschiedenen Warenkörbe in Bio-Qualität tendenziell gestiegen, mit Ausnahme der Eier. Das BLW vergleicht monatlich die Ausgaben für einen definierten Warenkorb in biologischer und in konventioneller Qualität. Er enthält ausgewählte und vorwiegend frische Produkte der wichtigsten Produktgruppen im Lebensmittelbereich.
Bio-Warenkorb Milch günstiger als im Vorjahr
Der Bio-Warenkorb Milch wurde 2019 im Vergleich zum Vorjahr 8 Rappen bzw. 1 Prozent günstiger. Der Preisrückgang ist aufgrund der leicht günstigeren Detailhandelspreise für Bio-Vollmilch und Bio-Beerenjoghurt zustande gekommen. Zu beachten ist, dass der Preis des Rohstoffs (Bio-Rohmilch) 2019 auch gesunken ist, nachdem er von 2016 bis 2018 kontinuierlich gestiegen ist. Der Warenkorb Milch war in den letzten fünf Jahren sehr stabil und schwankte nur sehr gering.
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