Durchgeführt wurde die Studie von Nina Weingarten, Manuela Meraner, Leonie Bach und Monika Hartmann vom Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik (ILR) der Universität Bonn. Sie hatten an der Mensa Flugblätter verteilt und Studierende darin eingeladen, an einer Online-Umfrage teilzunehmen. In der Umfrage erfuhr ein Teil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch, welche Umweltprobleme mit der Fleischerzeugung einhergehen. Eine zweite Gruppe erhielt stattdessen Informationen dazu, inwieweit Fleischkonsum die Gesundheit gefährdet. Die Probandinnen und Probanden einer Kontrollgruppe wurden dagegen gar nicht zum Thema Fleisch informiert.
Im Anschluss gaben alle Versuchspersonen ihre Einstellung zu Fleischprodukten zu Protokoll. Ausserdem sollten sie angeben, ob sie sich in Zukunft vegetarischer ernähren wollten. Antworten auf Fragen wie diese sind aber nur begrenzt aussagekräftig. Oft machen Befragte ihr Kreuzchen nämlich dort, wo sie es für sozial erwünscht halten. „Wir haben daher auch ihr tatsächliches Verhalten gemessen“, sagt Nina Weingarten, die am ILR promoviert.
Dazu kooperierten die Wissenschaftlerinnen mit dem Studierendenwerk in Bonn. Die Teilnehmenden hatten nämlich in der Umfrage auch die Nummer ihrer Mensa-Karte angeben müssen. Damit können Studierende in sämtlichen Bonner Mensen bezahlen. Die Käufe werden für einige Wochen gespeichert. „Wir konnten also nachvollziehen, welche Gerichte unsere Probandinnen und Probanden in den zwei Wochen vor der Umfrage gekauft hatten und was sie danach verzehrten“, erklärt Weingarten.
Das Ergebnis fiel ernüchternd aus: Weder die Infos zu den Umwelt- noch zu den Gesundheitsrisiken hatte einen messbaren Einfluss auf den Fleischkonsum. Zwar assen sämtliche Versuchspersonen nach der Umfrage etwas weniger Fleisch als davor. Das betraf aber auch diejenigen, die keinerlei fleischbezogene Informationen erhalten hatten. Wahrscheinlich waren also die Fleischgerichte, die nach der Umfrage angeboten wurden, einfach weniger beliebt. Im Vergleich der drei Gruppen gab es keinerlei Unterschiede.
Äusserst gering war auch der Einfluss der Informationen auf die Einstellung zu Fleisch und die Intention, künftig weniger zu konsumieren. „Wir konnten lediglich bei denjenigen Studierenden einen kleinen Effekt feststellen, die zuvor angegeben hatten, wenig über die schädliche Wirkung des Fleischkonsums zu wissen“, sagt Weingarten. „Sie beurteilten Fleisch etwas negativer, nachdem sie die Umweltinformationen erhalten hatten.“ Verhaltens-Effekte gab es aber auch bei ihnen nicht.
Allein durch nüchterne Informationen lassen sich Konsumgewohnheiten also augenscheinlich nur schwer ändern - zumindest, wenn sie einmalig gegeben werden. „Es könnte zudem sein, dass Bilder, Videos oder auch einfach emotionalere Texte eine grössere Wirkung entfalten“, sagt die Wissenschaftlerin. An diesen Punkten sieht sie noch Forschungsbedarf. „Das sind Zusammenhänge, die wir in Zukunft detaillierter untersuchen wollen.“
Die Daten zeigen zudem, dass deklarierte Intentionen nicht unbedingt etwas über das tatsächliche Verhalten aussagen. Noch gebe es nur sehr wenige Studien, die den Einfluss von Informationen auf tatsächliche Konsumentscheidungen unter die Lupe nehmen, bedauert Weingarten. „Das müssen wir unbedingt ändern, wenn wir wissen möchten, wie effektiv Info-Kampagnen tatsächlich sind.“
(Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, ilr.uni-bonn.de)