Veränderte Distributionswege führten 2004 zur Schliessung des Markthalle-Grossmarkts. Nach mehreren Zwischennutzungen wie einer City Beach, und Ausstellungen verkaufte der Kanton Basel-Stadt die Liegenschaft an einen privaten Investor. Ein weiteres Shoppingcenter vermochte die Baslerinnen und Basler nicht in die altehrwürdige Halle zu locken. Die zwischenzeitliche Eigentümerin «CSA Real Estate Switzerland» der Credit Suisse Anlagestiftung öffnete sich aufgrund der Leerstände für neue und kreative Nutzungskonzepte.
Markthalle zeitgemäss beleben
Alexandra Dill verantwortliches Geschäftsleitungsmitglied für Personal und Kommunikation der Markthalle Basel zu den Anfängen: «Wir, die heutigen Betreiber der Markthalle, eine Gruppe lokaler Architekten und Kulturunternehmer, machten das Rennen und gründeten die Markthallen AG Basel. Ab Oktober 2013 mieteten wir die Halle von der Credit Suisse, damals noch befristet auf vier Jahre. Schritt für Schritt haben wir uns weiterentwickelt und sind nun zur festen Grösse in der Basler Kulinariklandschaft geworden».
Nach einer breiten Mitmachkampagne gelang es dem sechsköpfigen Gründungsteam, am 15. Oktober 2013 mit den ersten Foodständen zum ersten Mal über Mittag zu öffnen. Seither gelingt es, mit viel Partizipation aus der Bevölkerung, anpackenden Partnern und viel Herzblut und Eigeninitiative, die Markthalle wieder zurück zu ihren Wurzeln zu führen und sie mit Marktständen und Läden, Festivals, Konferenzen, Performances, Kursen und Degustationen rund ums Essen, Trinken und Geniessen neu zu beseelen.
Nutzungsvertrag mit langfristigen Perspektiven
Um die Markthalle als Marktplatz, Treffpunkt und Kulturort langfristig zu sichern, gelang es schliesslich, eine neue Eigentümerschaft für das Gebäude zu finden und den Handwechsel der Markthalle zu initiieren. Seit August 2016 gehört der Kuppelbau mit den Randbauten der Edith Maryon AG. «Dadurch haben wir als Trägerschaft und Mieter der Kuppelebene mit einem zehnjährigen Mietvertrag eine solide Grundlage, das anfangs befristete Projekt fortzusetzen», so Alexandra Dill.
Märkte mit Frischem und Lokalem, Spezial- und Themenmärkte, Flohmis, Läden mit Frischwaren, Produktionsstätt en für Nahrungsmitt el und die gesellschaft liche Auseinandersetzung mit Foodtrends rückten in den Mitt elpunkt. Ein reichhaltiges Kulturprogramm sowie verschiedene Kurse und Vermitt lungsangebote ergänzen die 25 Foodstände aus aller Welt. Alexandra Dill ergänzt: «Regelmässig kriechen wir auch unter unserem Kuppeldach hervor und treten extern auf mit Märkten und Veranstaltungen, Streetfoodständen oder Caterings.»
Die Markthallen AG Basel ist Mieterin der Kuppel mitsamt ihren Einbauten sowie der Salatbar Escasano eine Etage tiefer. Sie koordiniert das Gesamtgeschehen, erteilt Bewilligungen zur Teilnahme am Markt, vermietet Räume und wäscht die Teller ab. Direkt bewirtschaft et die Markthallen AG das Marktbüro, das Kultur- und Spezialmarktprogramm, Kulisse und Möblierung der Halle, Firmen- und Privatanlässe, die Büvett e, die Geschirrwaschstrasse sowie die Reinigung. Stände, Foodtrucks, Läden, Produktionsräume und die übrigen Bars werden von Partnern der Markthallen AG betrieben.
Die Markthalle Basel hat sich ganz dem Thema «Lebensmittel – Mittel zum Leben» verschrieben. Sie beherbergt Gastronomie, Lebensmittelproduktion und -verkauf, und sie betreibt Vermittlung, Vernetzung und Innovation zum Thema Essen und Trinken. Alexandra Dill konkretisiert: «Wir wollen das wieder zum Blühen bringen, was die alte Dame namens Markthalle schon immer drauf hatte: stolze Architektur, gigantischen Umschlag, Lust auf Neues, süssen Idealismus, blumige Vergangenheit, rosige Zukunft und eine gute Seele.»
Gastronomie und Verarbeitung unter einer Kuppel
Der langfristige Mietvertrag schafft den Spielraum, neben dem gastronomischen Angebot der Foodstände neue Räume für die Verarbeitung und den Direkt-Verkauf von Frischwaren zu schaffen. Alexandra Dill zeigt auf, was damit gemeint ist: «Ein Fischladen und eine Schokomanufaktur ziehen derzeit ein und ergänzen die bereits grosse Branchenvielfalt vor Ort mit einer Bäckerei, Brauerei, Glace-Manufaktur, einer Käserei-Molkerei; ein Ölhersteller und die erste «Marktschwärmerei» der Schweiz öffneten bereits ihre Tore. Ein Laden mit Produkten aus einem 25-km-Radius, ein lokaler Demeter-Gemüse- und Fruchtproduzent mit vielen Bioprodukten, eine Weinhandlung, ein libanesischer Shop, Bars und Cafés sind ebenfalls vor Ort. Das gescheiterte Shoppingcenter-Konzept zeigt dabei immerhin eine positive Spätwirkung, denn die bei der Sanierung realisierten Shop-Einbauten dienen heute bestens als Heimat für das vielfältige Kleingewerbe.
Die Foodstände wurden schon mehrfach neu arrangiert, um den aktuellen Umständen jeweils gut gerecht zu werden. Dank der aktuellen Anordnung sind lauschige Sitzplatzzonen unter der Kuppel sowie freie Shopfronten am Kuppelrand entstanden. An kreativen Ideen fehlt es Alexandra Dill und ihrem Team für die Zukunft nicht: «Weiterhin träumen wir von einem Rundgang und Terrassen über den Ladenlokalen. So könnte man das Markttreiben von oben beobachten und die Kuppelarchitektur noch näher erleben, es entstünde mehr Platz für kulturelle Projekte und vielfältigere Sitzmöglichkeiten.»
▶ www.altemarkthalle.ch