«Kreislaufwirtschaft ist ein langfristiger Trend, der in der Schweiz an Substanz und an Schwung gewinnt. Grundsätzlich geht es dabei darum, Rohstoffe möglichst lange in der Wertschöpfungskette zu halten. Das heisst, eine möglichst lange und intensive lokale Nutzung aller Materialien zu fördern, etwa mit Reparaturfähigkeit durch Modularität, Re-use-Konzepten, Sharing, Kaskadennutzung und schliesslich Recycling», fasst Marco Grossmann, Geschäftsleitungsmitglied von ecos, die aktuelle Entwicklung und die Ziele zusammen. Die in Basel ansässige Organisation ecos ist in vielfältiger Weise in den Themenfeldern Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft tätig und Kontaktstelle der Bewegung «Circular Economy Switzerland».
Nun gelte es, diese zahlreichen Aktivitäten und Akteure zusammenzubringen, Synergien zu nutzen und der Kreislaufwirtschaft in der Schweiz neuen Schub zu verleihen. Marco Grossmann zeigt auf, wie dies zu erreichen ist: «Mit dem Kernteam ‹Circular Economy Switzerland› als Impulsgeberin erhält diese Bewegung eine Struktur, und sie stärkt ihre Wahrnehmbarkeit in der Gesellschaft.» Das Kernteam besteht heute aus ecos, YODEL, dem Swiss Economic Forum, PUSCH, Impact Hub, Circular Hub, Who Is Nik und sanu durabilitas. Circular Economy Switzerland versteht sich dabei als Koordinations- und Austauschplattform und ist offen für weitere Initiativen im Bereich der Kreislaufwirtschaft. Unterstützt von der MAVA Foundation und dem Förderfonds Engagement Migros wird das Netzwerk mit verschiedenen Projekten und Anlässen als Impulsgeber für eine neue, schweizweite Bewegung für Kreislaufwirtschaft wirken.
Impulsgeber-Projekte für die Kreislaufwirtschaft
Marco Grossmann zeigt die Herausforderungen auf, die es je nach Anwendungsbereich spezifisch zu meistern gilt: «Kreislaufdesign oder ‹design for circularity› bedeutet beispielsweise, dass ein Produkt einfach auseinandergenommen und repariert werden kann und dass Restwerte von Komponenten weiterverwertet werden können. Zahlreiche Hersteller und Händler streben heute eine kontinuierliche Verbesserung der Kreislauffähigkeit ihrer Produkte an. Damit einher geht auch ein Überdenken der Geschäftsmodelle – weg vom linearen Verkaufsmodell hin zu längerfristigen dienstleistungsbasierten Angeboten.»
An dieser Stelle werden zwei Projektfelder ausführt. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Städte analysieren und bewerten ecos und Circle Economy (NL) in einer ersten Phase das städtische Kreislaufwirtschaftpotenzial. Systematisch werden Materialflussanalysen erstellt und in Zusammenarbeit mit lokalen Anspruchsgruppen aus relevanten Sektoren schrittweise Handlungsfelder und konkrete Projekte identifiziert und entwickelt. Das entstehende Netzwerk aus Schweizer Städten soll die Realisierung von Leuchtturmprojekten im Bereich Kreislaufwirtschaft aktiv vorantreiben und kann dabei auf konkrete Handlungsempfehlungen aus den Analysen von Circular Economy Switzerland zurückgreifen.
Circular Economy Transition unterstützt KMUs und Start-ups bei der Entwicklung neuer, kreislaufwirtschaftstauglicher Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen. Dazu bietet CET in Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich Unterstützung in folgenden vier Bereichen an. Start-up Incubator – Nationales Inkubationsprogramm für neue Geschäftsideen; Business Lab – Beratung und Begleitung beim Identifizieren, Entwickeln und Testen von neuen Geschäftsmodellen; Community building – Inspirierende, monatliche Anlässe zu verschiedenen Aspekten der Kreislaufwirtschaft; Research and policy recommendations – Empfehlungen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen.
Praxisbeispiel saubere Lebensmittelverpackungen Das Druckunternehmen Vögeli aus dem Emmental setzt konsequent auf das Cradle-to-Cradle-Prinzip. Dabei kann es auf ein europaweites Netzwerk zurückgreifen. Vögeli bietet weltweit die einzigen bedruckten Papiere an, welche den Cradle-to-Cradle-Certified-GOLD-Standard aufweisen. Das Unternehmen aus dem Emmental ist heute in der Lage, Lebensmittelverpackungen aus bedrucktem Papier und Kartons anzubieten, die mit Bio-Produkten auf Augenhöhe sind. Diese Verpackungen sind somit sicher für biologische Kreisläufe. Dies betrifft die von Vögeli eingesetzten Papiere, Kleber, Lacke und die Druckfarben. Möglich wurde diese Innovation durch die Zusammenarbeit mit vielen Partnern. So hat das Unternehmen gemeinsam mit den beiden Druckereien KLS aus Dänemark und Gugler aus Österreich die Print-the-Change-Genossenschaft gegründet. «Die Aufgabe der Genossenschaft ist es, das über zwei Jahrzehnte gesammelte Knowhow der Gründerfirmen über gesundes und rückstandsfreies Drucken, Kreislaufwirtschaft und Cradle-to-Cradle-Certified-Zertifizierung mit anderen Druckereien in Europa zu teilen, gemeinsam Forschung, Entwicklung und Einkauf zu betreiben sowie die Märkte zu bearbeiten», hiess es in einer Medienmitteilung zur Gründung von Print the Change im vergangenen Jahr. Die Partner können dabei auf langjährige Erfahrungen zurückgreifen. So war Gugler 2011 «weltweit erster Anbieter von Cradle-to-Cradle-zertifizierten Druckprodukten». Vögeli ist nun einen Schritt weitergegangen: Da es als einziges Unternehmen die Cradle-to-Cradle-Certified-GOLD-Zertifizierung erhalten hat, kann es erstmals auch für den Bereich Lebensmittelverpackung für Bio-Produkte Lösungen anbieten.
Zertifizierung auf «Gold-Level»
Der gemeinsame Weg hin zu nachhaltigen Druckprodukten wurde von EPEA (Environmental Protection Encouragement Agency) Switzerland begleitet. Die Firma mit Sitz in Bäch SZ unterstützt Unternehmen in unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen bei der Entwicklung und Umsetzung des Cradle-to-Cradle-Designkonzepts. So hat es in der Zusammenarbeit mit Vögeli geholfen, völlige Transparenz der in den Prozessen eingesetzten Chemikalien zu ermöglichen und eine Cradle-to-Cradle-Certified-Zertifizierung auf GOLD-Level sicherzustellen. Damit kann Vögeli einen Beitrag leisten, dass Giftstoffe aus Papieren und Karton nicht länger die Umwelt verschmutzen oder gar in die Körper der Konsumentinnen und Konsumenten gelangen. «Die Emmentaler wissen, wie man Löcher in den Käse macht», sagt dazu Albin Kälin, Geschäftsführer von EPEA Switzerland.
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❱ punkt4.info/social-news/news/voegelischafft-saubere-lebensmittelverpackungen.html
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Datum: 09.-12. April 2024
Ort: München (D)